Ingolstadt - Vom Rhein an die Donau - und das genau zum Beginn der Corona-Pandemie: Im Januar 2020 wechselte Christian von Wichelhaus von der Deutschland-Zentrale der Malteser in Köln nach Ingolstadt, wo er als stellvertretender Bezirksgeschäftsführer für die Malteser gGmbH im Bistum Eichstätt zuständig ist. Zeit, die ersten zwölf Monate im neuen Job Revue passieren zu lassen - unter Berücksichtigung der außergewöhnlichen Umstände.
Ihr erstes Jahr liegt nun hinter Ihnen. Als Sie im Januar 2020 angetreten sind, hat keiner geahnt, was das für ein Jahr werden würde. Konnten Sie sich trotz Corona gut einarbeiten?
Christian von Wichelhaus: „Das erste Jahr war natürlich anders als geplant oder erwartet. Gut eingearbeitet ist eher das falsche Wort, da ich mich noch nicht so sehr in das Alltagsgeschehen der Dienste einfinden konnte. Auf der anderen Seite bin ich, glaube ich, mit den Menschen vor Ort viel schneller zusammengewachsen, als es vielleicht ohne Corona der Fall gewesen wäre, da wir einfach die ganze Zeit sehr viel im Krisenmodus machen mussten. Das war natürlich eine besondere Herausforderung in diesem Jahr, und es war dadurch auch ein sehr anstrengendes Jahr.“
Inwiefern? Können Sie ein konkretes Beispiel nennen?
Von Wichelhaus: „Der Schul- und Behindertenfahrdienst, mit dem wir etwa für Fördereinrichtungen Fahrten übernehmen, ist in unserem Bezirk der größte Dienst. Für viele Mitarbeiter war die Belastung exorbitant hoch. Die Disposition im Fahrdienst etwa hat schon unter normalen Bedingungen mit der Planung und Koordination genug zu tun. Wenn sich jetzt ständig die Bedingungen ändern und durch die Pandemie jegliche Konstanz wegfällt, ist das ein enormer Arbeitsanstieg für die Kollegen. Den sie wirklich mit großem Engagement gemeistert haben.“
Sie wechselten 2018 aus der Privatwirtschaft zu den Maltesern. Wie kam es dazu?
Von Wichelhaus: „Ich habe mich schon länger privat bei den Maltesern engagiert, zum Beispiel bin ich mit meiner Frau öfters im Lourdes-Krankendienst mitgefahren, war im Libanon mit der Gemeinschaft junger Malteser oder habe für den Malteser Hilfsdienst den Wohlfühlmorgen in Düsseldorf begleitet. Das war alles spannend und hat immer mehr Raum in meinem Leben eingenommen. Irgendwann hab ich mich dann bei den Maltesern beworben - eigentlich, um mir zu beweisen, dass ich da nicht arbeiten möchte.“
Warum nicht?
Von Wichelhaus: „Ich hatte immer die Vorstellung, dass das eher wie eine altbackene Behörde ist, ein bisschen verstaubt. Aber nach den ersten Bewerbungsrunden hatte ich diese Ausrede leider nicht mehr, weil ich diese Einschätzung total revidieren musste (lacht). Da hab ich einfach gemerkt, dass die Malteser doch auch sehr innovativ unterwegs sind, von der Unternehmenskultur her, von der Art, wie dort gearbeitet wird. Und ich fand es auch für mich sehr schön, dass ich bei den Maltesern auch meine christlich-katholischen Werte mit dem Beruf verbinden kann.“
Ihr wichtigster Malteser-Moment 2020?
Von Wichelhaus: „Das war schon ein sehr turbulentes Jahr. Was mich besonders berührt hat, war der wahnsinnige Einsatz der Menschen, unserer Mitarbeiter vor Ort. Sei es nun im Hauptamt, wo coronabedingt Berge an Überstunden aufgebaut wurden, oder im Ehrenamt. Was dort geleistet wird, wie innerhalb kürzester Zeit etwas auf die Beine gestellt wird, wie etwa die Impfzentren - das war einfach toll zu sehen, wie viel Energie dort aufgebracht wird, um Probleme zu lösen. Das war auch mit ein Grund, warum ich aus der Zentrale in das operative Geschäft vor Ort gewechselt bin. Das packt mich, wenn ich sehe, wenn Menschen aus verschiedensten Bereichen, mit verschiedensten Hintergründen, gemeinsam Einsatz für eine Sache bringen. Das motiviert mich auch persönlich.“
Ihre Pläne für 2021?
Von Wichelhaus: „Da gibt es eine Menge Dinge! Ich will dieses Jahr noch mehr in die Details der Dienste reinkommen, wenn die Pandemie das zulässt. Das hat mir schon gefehlt dieses Jahr. Auch das proaktive Weiterentwickeln der Dienste ist mir ein großes Anliegen. Wo können wir zum Beispiel mit anderen lokalen Verbänden wie der Caritas oder der Diakonie intensiver zusammenarbeiten, wie können wir Strukturen und Prozesse verbessern. Da gibt es viel Potenzial. Wir sind in vielen Bereichen gut aufgestellt, haben tolle Leute, aber es gibt durchaus noch Luft in den Arbeitsprozessen.
Und persönlich?
Von Wichelhaus: „Zum einen erhoffe ich mir wirklich, dass wir langsam in vielen Bereichen wieder in Richtung Normalität kommen. Aus ganz persönlicher Erfahrung weiß ich, wie schwierig es ist, wenn man mit der Familie an einen neuen Ort zieht und dann kommt kurz darauf der Lockdown. Das macht relativ wenig Spaß. Diese Isolation, das Wegbrechen sozialer Kontakte hat ja viele Menschen belastet. Außerdem ist da die Vorfreude, weil meine Frau und ich im Mai unser zweites Kind bekommen - und da hoffe ich, dass alles gut läuft. Und es wäre natürlich schön, wenn dann die Corona-Bedingungen so sind, dass ich das im Krankenhaus ganz normal begleiten darf.“
Zur Person
Christian von Wichelhaus wurde 1982 in Hildesheim (Niedersachsen) geboren. Nach dem Studium (Geschichte und Volkswirtschaft) war er einige Zeit für Privatunternehmen tätig, bevor er 2018 bei den Maltesern in Köln als Abteilungsleiter Hausnotruf anfing. Seit Januar 2020 ist Christian von Wichelhaus von Ingolstadt aus als stellvertretender Bezirksgeschäftsführer für die Malteser gGmbH im Bistum Eichstätt zuständig. In der gemeinnützigen GmbH finden sich die sozialunternehmerischen Dienste der Malteser, etwa der Hausnotruf, der Fahrdienst oder der Schulbegleitdienst. Außerdem ist er derzeit noch im Vorstand des Bundesverbandes Hausnotruf engagiert.